Veränderte Tierrechte: Empfehlungen für Land und Kommunen

Auf unserer Kreismitgliederversammlung vom 09.02.2023 durften wir PD Dr. Björn Hayer, Co-Vorsitzender des Kreisverbandes Südwestpfalz von Bündnis90/Die Grünen, Germanist und Philosoph, Universitätsdozent und Journalist, begrüßen.

Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit Mensch-Tier-Beziehungen und deren ethischen Relevanz, mit der Würde der Tiere und tierethischen Positionsbestimmungen als Randzone des Menschenrechtsdiskurses.

Aktuell bat er in einem offenen Brief Ministerin Katrin Eder um Einbeziehung von Tierschutzverbänden und TierethikerInnen bei der Novellierung des Jagdgesetzes.

In seinem Vortrag am 09.02.23 gab Hayer einen kurzen Überblick wie die Philosophen seit Aristoteles bis in unsere Zeit das Verhalten gegenüber Tieren begründen. Über 90 % der heutigen Philosophen kommen zu dem Ergebnis, dass sich unser Mensch-Tierverhältnis philosophisch nicht mehr begründen lässt, ohne damit zugleich die Menschenrechte zumindest partiell in Frage zu stellen.

Dies zeigt nochmal, dass es nicht nur ökologisch, sondern auch philosophisch-moralisch geboten ist, die Tierrechte sowie den Tierschutz stärker in unsere politische Arbeit aufzunehmen. Nach über 100 Jahren Tierschutz ist zu konstatieren, dass die Tierschutzbewegung gescheitert ist. Dies zu verändern ist nun Pflichtaufgabe. Einige Vorschläge hat Hayer schon vorgelegt:

Auf Landesebene fordert er:

  • die Umsetzung der EU-Richtlinie zur radikalen Einschränkung von Tierversuchen,
  • die Einrichtung einer/s unabhängigen Tierschutzbeauftragten sowie stärkere Kontrolle, die Förderung von alternativen Food-Start-Ups, bioveganer Landwirtschaft wie auch von Lebenshöfen, die Integration der Tierethik und zeitgemäßer Ernährungskunde in die Lehrpläne und
  • die konsequente Umstellung öffentlicher Mensen und Kantinen auf pflanzenbasierte Ernährung.

Kommunen empfiehlt er:

  • den Ausbau der Veterinärämter und Berücksichtigung von Qualitätsstandards bei der Stellenausschreibung, eine bessere Unterstützung von Tierheimen, Tierschutzvereinen und Lebenshöfen sowie Videoüberwachung der Schlachthöfe,
  • das Verbot von Zirkussen oder ähnlicher Vergnügungseinrichtungen mit Wildtieren,Einschränkungen der Jagd in kommunalen Eigenjagdgebieten,
  • das Beschließen von Haustier- und Katzenschutzverordnungen (viele Gemeinden sind hier schon beispielhaft vorangegangen!),
  • die Förderung von alternativen Food-Start-Ups und -Produzenten und
  • die Ausschreibung von Catering / Schulessen auch nach Tierschutzkriterien sowie die Umstellung von Kantinenplänen.