Symposium Wasser mit über 60 Menschen – Das wichtigste Element des Lebens in Gefahr?!

“Wasser ist in unserem Alltag stets verfügbar und kommt aus der Leitung, warum also eine Veranstaltung zu diesem Thema?”, lautete die rhetorische Einstiegsfrage von Peter Kallusek, der) Sprecher der GRÜNEN im Kreis Südliche Weinstraße. Über 60 Teilnehmende waren am Freitag, den 03.05.24 ins Foyer des Alten Kaufhauses gekommen, um diese scheinbare Selbstverständlichkeit zu hinterfragen. Auf der gemeinsam mit den Landauer GRÜNEN, vertreten durch deren Vorstand Wodi Hutter, organisierten Veranstaltung, gingen fünf Expertinnen und Experten den Problemen und Lösungsmöglichkeiten der sich anbahnenden Krise der Wasserversorgung nach. Medienberichte über sinkende Grundwasserspiegel, zu Problemen mit gesundheitsgefährdenden Rückständen im Wasser, über große Dürreschäden in den Wäldern, Meldungen von landwirtschaftlichen Schäden durch Trockenheit und die gleichzeitige Zunahme von  Starkregenereignissen, stellen die selbstverständliche Verfügbarkeit der lebensnotwendigen Ressource Wasser neu in Frage. Auf für die Südpfalz häufen sich Berichte über Probleme mit dem Wasserhaushalt.
 
Den Aufschlag machte Martin Häusling, Bio-Landwirt aus dem Schwalm-Eder-Kreis(und als agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN im Europaparlament. Er stellte das Thema in den Zusammenhang mit der generellen Übernutzung der natürlichen Ressourcen. Viele Regelungen seien dazu auf Europäischer Ebene bereits getroffen worden. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie regele im Prinzip die Verantwortlichkeiten, deren Qualitätsziele werden aber leider nicht alle erreicht. Sie verpflichtet alle Mitgliedsstaaten “ein Gleichgewicht zwischen Grundwasserentnahme und -neubildung” und eine “gute Wasserqualität” zu gewährleisten. Konsumgewohnheiten und Übernutzung der Ressourcen seien in vielen Teilen Europas und der Welt verantwortlich dafür, dass sauberes Wasser zu einem knappen Gut geworden sei.

Dr. Lea Heidbreder, für die GRÜNEN im Landtag und Vorsitzende der Enquete Kommission “Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge”, die nach der Flutkatastrophe im Ahrtal auch das Thema Wasser in den Blick nahm, lenkte danach den Blick darauf, dass vor allem die Schwankungen in der Wassermenge Probleme bereiten würden. Das Grundproblem in Rheinland-Pfalz sei die Abnahme der Grundwasserneubildung, die in den letzten Jahren im Schnitt über 25 % und in einzelnen Gebieten bis zu 50 % unter den langjährigen Vergleichswerten lag. Die meisten Grundwasserkörper schrumpfen und Engpässe der Wasserverfügbarkeit seien in Zukunft absehbar. Daher habe das Land den “Wassercent” eingeführt und die Entnahme für die Wasserentnahme für die Land- und Forstwirtschaft neu geregelt. Gleichzeitig treten jedoch auch Schäden durch Starkregenereignisse auf, da die Nutzung der Flächen nicht an solche Wassermengen angepasst sei. Heidbreder plädierte für eine Förderung der Versickerungsmöglichkeiten vor Ort, um sowohl Überschwemmungen vorzubeugen, als auch die Grundwasserneubildung zu unterstützen.

Die Bedeutung der Landschaftsgestaltung hob auch Dr. Holger Schindler vom Institut für Grundwasserökologie hervor. Gerade die “kleinen” Gewässer trügen mehr als bislang (in den Prognosen berücksichtigt) zum Wasserhaushalt bei. Auch die Verdunstung angesichts der höheren Durchschnittstemperaturen sei nach neuen Forschungen ein unschätzbarer Faktor. Das Trockenfallen von Bächen, wie beispielsweise des Ranschbachs, führe auch im Grundwasser zu Qualitätsmängeln und zu ökologischen Problemen. Die schnelle Entwässerung der Flächen, als jahrhundertealte Methode der Landnutzung stoße an ihre Grenzen und müsse perspektivisch angepasst werden.

Auch der für unsere Landschaft prägende Pfälzerwald habe ein riesiges Wasserproblem, fuhr dann Armin Osterheld als Förster a.D. und Naturschutzaktivist des BUND fort. Der technische Wasserbau im Wald habe bislang den Zweck verfolgt, das Wasser möglichst schnell abzuleiten. Wasser sei aber Leben und jetzt gelte es, das Wasser “im Wald zu halten”. Vor allem, die aus wirtschaftlichen Gründen eingebrachten Douglasien und Fichten wurden derzeit großflächig ausfallen und Schäden für die Forstwirtschaft bedeuten. Buchen, Eichen und standortbedingt auch Birken seien zu bevorzugen. Ziel müsse es sein, den Pfälzerwald nachhaltig als “Dauerwald” zu bewirtschaften und die wasserspeichernde Funktion des Waldes zu stärken.

Auch den bekannten Bioland-Gemüseanbauer Ralf Gensheimer aus Offenbach trieb das Thema Entwässerung und Drainagen um. Die zunehmende Trockenheit habe ganz konkrete Auswirkungen auf seine Anbauentscheidungen. Aus Sorge um das Grundwasser habe er in den letzten Jahren im Sommer auf den wasserintensiven Anbau von Salaten und Broccoli verzichtet. Jetzt habe er 2 Hektar mit Agri-Photovoltaik-Modulen überbaut, um unter den Strom produzierenden und zugleich Schatten spendenden Modulen diese Pflanzen wieder anbauen zu können. An die Politik stellte er die kritische Frage, wie denn die Wasserentnahme und der Wassercent in der Fläche praktisch kontrolliert werden sollen. Es müsse doch etwas anderes geben, als das Grundwasser leer zu pumpen, denn “Wasser sei das Element, dass wir für die nächsten Generationen zwingend brauchen”.

In der anschließenden Diskussion wurden von allen Beteiligten die Flächenversiegelung, der sorglose Umgang mit der Ressource Wasser bei den meisten Produzenten und Verbrauchern und die mangelnde öffentliche Kontrolle bei der Wassernutzung betont. Dr. Heidbreder ging auf den Vorschlag der GRÜNEN ein, die Hochwasserpartnerschaft zwischen Landau und dem Landkreis Südliche Weinstraße zu stärken, um die Gewässer von der Quelle bis zur Mündung zusammen zu denken. Ein mögliches Projekt sei die Renaturierung des Birnbachs. Einigkeit herrschte in der Runde, dass es noch ein langer Weg sei, bis das 2000 in der EU-Wasserrichtlinie festgelegte Ziel erreicht sei:
“Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.” EU Wasserrahmenrichtlinie (2000).
Martin Häusling appellierte am Ende der Veranstaltung an alle Besucherinnen und Besucher, unbedingt wählen zu gehen. Nur so könne der Weg einer ökologisch verantwortungsvollen Politik für Europa fortgesetzt werden und die Anti-Europapolitik rechter Parteien verhindert werden.

Ein spannender Abend, der viele Aspekte dieses überlebenswichtigen Themas beleuchtete und alle Teilnehmenden mit neuen Ideen und Informationen versorgte.